Die Akte Harrison by Sayers Dorothy L

Die Akte Harrison by Sayers Dorothy L

Autor:Sayers, Dorothy L. [L., Sayers, Dorothy]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: rororo
veröffentlicht: 2017-02-11T00:00:00+00:00


Zweiter Abschnitt

Analyse

46. Margaret Harrison an Harwood Lathom

15 Whittington Terrace,

Bayswater,

20. 10. 29

O Petra, mein Lieber, endlich mein Petra!

Als ich heute morgen Deine Stimme am Telefon hörte und Du mir sagtest, was passiert war, konnte ich es fast nicht glauben. Es schien mir alles so unfaßbar. Und nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, mußte ich mich erst einmal kneifen, um sicher zu sein, daß es kein Traum war. Ich ging nach oben, und da war das Mädchen im Morgenmantel auf dem Treppenabsatz. Sie muß sich bei der Treppe herumgetrieben haben, denn sie sagte: «O Madam, was ist denn passiert? Ich hab das Telefon klingeln hören und herausgeschaut, und dann hab ich Sie reden hören. Ist ein Unglück passiert, Madam?» Ich sagte: «Ja, ein schreckliches Unglück. Mr. Harrison ist tot.» Da starrte sie mich an, und ich sagte: «Er hat sich an solch gräßlichen Pilzen vergiftet.» Da fing sie an zu weinen: «Das hab ich doch kommen sehen! Wie entsetzlich, Madam! Und er war so ein guter, lieber Herr.» Irgendwie wurde es dadurch erst richtig wahr. «Ein guter, lieber Herr» – na ja, sie war ja nicht mit ihm verheiratet. Sie konnte nicht wissen, wie mir zumute war. War ja auch besser so, nicht wahr, Petra? Sie bemutterte mich und brachte mir schniefend und schluchzend Tee. Ich brachte kein Wort heraus, aber das war ja normal. Sie wird gedacht haben, ich sei sprachlos vor Kummer. Jedenfalls war ich ganz benommen. Ich kann es nicht einmal jetzt ganz glauben – obwohl ich es eben in der Zeitung gelesen habe. Stell Dir das vor! Ständig kommen Leute, aber ich habe gesagt, ich kann sie nicht empfangen. Ich will allein sein mit meiner Freiheit.

O Petra – habe ich Dir nicht gesagt, daß Gott auf unserer Seite ist? Unsere Liebe ist so schön, so recht – er mußte ein Wunder geschehen lassen, um sie zu retten. Ist es nicht wunderbar – ohne daß wir etwas dazu getan haben! Das beweist, wie recht sie war. Ich bin jetzt so froh, daß wir nichts von den schrecklichen Dingen getan haben, über die wir nachgedacht haben. Es wäre so gefährlich gewesen – und wir hätten – ich weiß nicht – wir hätten hinterher vielleicht doch Zweifel gehabt. Es wäre wie ein Leben auf einem Vulkan gewesen. Und nun hat der Himmel eingegriffen und alles in Ordnung gebracht, für alle Zeiten.

Wie bin ich froh, daß Du nicht dort warst, als es geschah. Das scheint doch ein besonderer Akt der Vorsehung gewesen zu sein, nicht? Denn sonst hättest Du einen Arzt holen müssen, und dann wäre er vielleicht gerettet worden. Außerdem hätten die Leute vielleicht gedacht, Du hättest etwas damit zu tun gehabt – wenn sie über Dich und mich die Wahrheit erfahren hätten, heißt das. Sieht das nicht nach einem Urteil über ihn aus, Petra? Und ich habe mich immer so über seine Kocherei und sein Pilzbuch und alles geärgert – und die ganze Zeit grub er sich damit selbst die Grube, in die er hineinfallen würde, wie der böse Mensch



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